Die Ogiek

Regierung zerstört den Wald der Ogiek ...

"Die Ansiedlung von anderen Leuten in unserer Mitte würde bedeuten, dass die Kultur der Ogiek vergehen würde. Wir würden ausgelöscht."  (Joseph Towett, Vorsitzender, Ogiek Wohlfahrtsrat)

Die Ogiek in Kenia leisten Widerstand gegen eine Regierung, deren Ziel es zu sein scheint ihre Waldheimat zu zerstören.

Die Ogiek, ein Stamm von ungefähr 14.000 Menschen, leben seit undenklichen Zeiten im Mau Bergwald oberhalb des Grossen Grabenbruchs in Kenia. Sie ernähren sich mit dem Sammeln von Wildpflanzen und von der Jagd, doch besonders berühmt sind sie als Sammler von Honig von Bienenstöcken aus den höchsten Kronen der Waldbäume. Dieser Honig wird sowohl selbst verzehrt, wie auch mit den benachbarten Völkern außerhalb des Waldes gehandelt. Einige Ogiek im Innern des Waldes leben ausschließlich als Wildbeuter; andere ergänzen ihre Ernährung mit der Ernte aus kleinen Gemüsegärten und mit ein paar Stück Vieh. Für alle Ogiek bleibt die Bienenhaltung und das Sammeln von Honig der Mittelpunkt ihres Lebens. Ihre viehzüchtenden Nachbarn aber schauen auf diese Sammler und Jäger verächtlich herab.

Die Mau Wälder, die urväterliche Heimat der Ogiek, sind ein unter dem Kenianischen Forst-Gesetz geschütztes Gebiet. Schon seit der Kolonialzeit haben alle Regierungen versucht sie – unter dem Scheinargument 'Schutz der Umwelt vor den Ogiek' – aus dem Wald zu verbannen; selbst in diesem Jahr haben die Obrigkeiten versucht die Ogiek aus ihrer Heimat zu verdrängen. Doch bis heute haben die Ogiek immer wieder Wege gefunden zurückzukehren. Aber jetzt sehen sie sich mit der bisher größten Bedrohung konfrontiert.

Obwohl nach wie vor an der Behauptung festgehalten wird, dass der Wald, den die Ogiek immer nur nachhaltig nutzten, des Schutzes vor diesen Wildbeutern bedürfe, hat die Regierung Kenia's fast 60,000 Hektar dieses Waldes für die private Nutzung eröffnet. Diejenigen, die den Nutzen von dieser Verfügung haben sollen, sind zum größten Teil nicht die Ogiek selbst, sondern Landentwickler wie beispielsweise Teepflanzer oder Holzeinschlagsunternehmer zusammen mit Siedlern aus anderen Landesteilen. Drei einflussreiche Holzverarbeiter: Pan African Paper Mills, Raiply Timber and Timsales Ltd. sind bereits am Werk in diesem Wald.

Das Eindringen von nicht Einheimischen in das Gebiet des Mau Waldes zuzulassen ist in Wirklichkeit Teil eines großangelegten Planes um Wählerstimmen zu gewinnen, der darauf abzielt ungefähr zehn Prozent der Kenianischen Wälder für die Ansiedlung von Landlosen zu entwidmen – der größte Teil davon im Mau Wald. Die Tragik dabei ist, dass die Ogiek, wenn dieses Regierungsvorhaben tatsächlich umgesetzt wird, lediglich als Teil in die verarmte Landesbevölkerung eingehen aber als Volk aussterben werden. Dieser Plan gefährdet auch die Umwelt Kenias, denn der Mau Wald ist ein lebenswichtiges Wassereinzugsgebiet. Zeiten der Dürre sind in Kenia bereits endemisch, und alle Fachleute sind sich einig, dass der Verlust der Waldflächen das Problem wesentlich verschärfen und darüber hinaus sogar das Nachbarland Tanzania beeinträchtigen wird.

Der Plan die Staatsforsten zu öffnen war zunächst im Januar 2001 angekündigt worden und hatte eine Welle internationaler Proteste ausgelöst. Es gab Widerspruch im Parlament Kenias, sowie Poteste und Petitionen von Umweltschützern. Die Wohlfahrtsorganisation der Ogiek (Ogiek Welfare Association) erwirkte eine einstweilige Verfügung des Obergerichtshofes, der die Entwidmung von 35,000 ha der östlichen Mau Forste solange untersagt, bis ein bereits 1997 von den Ogiek zur Verteidigung ihrer Landansprüche eingebrachtes Gerichtsverfahren entschieden ist. Mit Drohungen und Einschüchterung versuchten die örtlichen Behörden die Ogiek dazu zu zwingen die Klage zurückzuziehen, doch sie blieben standhaft; und einer der Stammesältesten sagte zu einem örtlichen Regierungsvertreter: 'Keine noch so starke Einschüchterung wird uns davon abbringen auf unserem Gott-gegebenen Recht innerhalb der Verfassung zu bestehen.' In einem offensichtlichen Versuch zu vermeiden, auf die Ansprüche der Ogiek eingehen zu müssen, wurde der Prozess vertagt. Doch – obwohl dies eine klare Verletzung des Richterspruches darstellt – die amtliche Vermessung des strittigen Landes geht weiter. Wenn der Mau Wald erst erschlossen ist wird das gleiche höchstwahrscheinlich auch in anderen Gebieten der Ogiek erfolgen.

Im Oktober des Jahres 2001 gab der Umweltminister den Befehl mit der Erschließung dieser Waldgebiete zu beginnen und Berichte liegen vor, wonach Holzeinschlagsunternehmen bereits mit dem systematischen Kahlschlag neuerschlossener Waldteile begonnen haben. Die Regierung Kenias wendet sich mit diesem Vorgehen nicht nur gegen internationalen Rat sondern verletzt ihr eigenes Rechtssystem sowie das Recht der Ogiek innerhalb des internationalen Rechts und gefährdet das Überleben der Ogiek als Volk.

Der Waldbestand in Kenia hat ein kritisches Stadium erreicht. Gerade einmal 1,7 Prozent des kenianischen Staatsgebietes sind noch Wälder, während es im benachbarten Tansania immerhin36 Prozent sind. Für eine zuverlässige Wasserversorgung des Landes sind nach Expertenmeinung 10 Prozent Waldfläche nötig. Obwohl eine schwere Dürre das Land fast in die Knie zwang und vier Millionen Kenianer von Lebensmittelhilfe abhängig machte, scheint die Regierung diese Alarmzeichen nicht ernst zunehmen. Vielmehr hat sie jetzt weiteren vier Prozent des noch verbleibenden mageren Waldbestandes den Schutzstatus entzogen. Und sie begründet dies mit der Notwendigkeit, dass sie für die vielen Landlosen Siedlungsgebiet benötige. Am stärksten betroffen von dieser Entwicklung sind der Mau-Wald und der Wald am Mount Kenia. Diese beiden Waldgebiete gehören zu den fünf sogenannten „Wassertürmen“ Kenias. Die Abholzung am Mau-Wald wird verheerende Folgen für die Wasserqualität und den Wasserspiegel des Nakuru-Sees haben, der durch eine Reihe internationaler Abkommengeschützt ist. Darüber hinaus ist das Überleben des 20.000 Mitglieder zählenden Ogiek-Volkes gefährdet, das seit Menschengedenken im Gebiet des Mau-Waldes als Jäger und Sammler lebt.

Webseite: www.forestguardian.net